wir sieben

marlene schulz

Wir sieben

Und dann lagen wir auf einmal alle sieben in einem Bett. Malte als erster am Rand mit dem Gesicht zu uns anderen hin. Neben ihm, Nase an Nase, Jule. Sie drängelte sich vor, so wie sie sich immer vordrängelte, wollte unbedingt neben Malte liegen. Er hatte so tolles Haar und dieses leuchtende Eisblau, wenn er guckte, vor allem sie anguckte, jedenfalls bildete sich Jule ein, dass er vor allem sie sah und weniger uns, uns eigentlich gar nicht, mehr so uns akzeptierte, weil wir mit Jule dabei, einfach mitgekommen waren. Guckt doch mal, wie der guckt, echt jetzt, schwärmte Jule und wir anderen verdrehten schon die Augen, weil sie wieder damit anfing. Voll übertrieben. Seine Augen waren okay, mehr aber auch nicht. Ich fand meine Augen viel schöner. Aber das hatte von den anderen noch keine bemerkt. Neben Jule mit dem Gesicht zu Malte, lag Vicky, dann Lily, Suse, Anna und ich. Wir alle in der Löffelstellung. Mensch, Bea, sagte Anna zu mir und kicherte, mach dich mal nicht so breit. Alle lagen wir mit unserem Gesicht zu Malte. Malte war eigentlich ein Angeber und trotzdem standen wir alle auf ihn. Er hatte die Idee, dass wir uns bei ihm treffen, er würde gerne ein paar Fotos mit uns machen, aber alle sollten sich ausziehen, komplett, erst sollten wir aber etwas trinken. Mit Alkohol ist das bestimmt leichter, meinte Anna, die bei so etwas eigentlich nicht mitmachte, aber irgendetwas hatte sie geritten, vielleicht hatte sie auch eine Wette mit Jule laufen. Wetten fand Anna cool und Jule war ohnehin eine Spielerin.
Vicky hätte Schuppen, das meinte jedenfalls Lily, aber für ein Foto wäre das egal. Vielleicht stimmte es gar nicht, Lily will nur immer gerne irgendetwas Schlechtes über eine von uns sagen. Sie war schon mal mit Malte zusammen gewesen, das war aber schon lange her und dauerte nicht lange. Sie waren immer noch befreundet, so sagte sie das jedenfalls immer. Malte erzählte davon nie. Vielleicht stimmte es gar nicht. Verdächtig war nämlich, dass es nicht ein einziges Foto aus dieser Zeit von den beiden gab, jedenfalls keines, das je zu einer von uns durchgedrungen wäre. Lily sagte gerne Sachen, die sie sich wünschte, aber in echt gar nicht wahr waren. Suse meinte, ist doch gar nicht wichtig, ob was in echt war oder nur phantasiert. Phantasie wäre eh viel schöner. Da hatte Suse recht, aber mit Phantasie war Malte nicht zu kriegen. Und Anna? Warum sie auf Malte stand, wusste ich gar nicht. Vielleicht weil wir alle auf ihn standen und sie uns alle mochte, mich mochte sie glaube ich besonders, und ehrlich gesagt glaubte ich, dass Anna viel mehr auf Mädchen stand und Malte halt immer so viele Mädchen um sich scharte und das war praktisch für Anna. Sie konnte so tun, als würde Malte sie interessieren und mitmachen, wenn wir so rummachten, aber eigentlich wollte sie lieber mit uns oder vor allem mit mir rummachen und nicht mit Malte, aber Malte störte sie auch nicht. Ich war noch nicht sicher, ob ich auch mit Anna rummachen wollte, eigentlich war ich noch unentschlossen. Annas Lippen waren sehr einladend, so voll und zart und weich waren sie bestimmt auch. Ich glaube, ich würde sie gerne mal küssen, aber das verriet ich nicht. Jule schon gar nicht, die erzählte es gleich rum und das wäre ätzend. Suse mochte ich auch. Sie hatte so phänomenal rote Haare, superlang, bis fast zum Po und so toll gelockt, das war ein Traum. Suse hasste ihre Haare, die würden stören, aber abschneiden wollte sie sie auch nicht. Lily meinte, Suse sollte die Haare ganz kurz schneiden lassen und jeder von uns einen geflochtenen Zopf von sich schenken, den wir alle auf unseren Kopf stecken könnten, so wie Partnerlook. Nur Malte sollte keinen kriegen, das sah bei Jungen lächerlich aus. Obwohl, Malte hatte im Moment so einen Undercut-Zopf und einen Vollbart wollte er sich wachsen lassen. Das sticht doch, oder? Vicky wollte ihn auf keinen Fall küssen, wenn er Haare im Gesicht hatte, sagte sie, aber ich glaube, Malte wollte Vicky auch nicht küssen, egal wie viele Haare er im Gesicht hatte, auch ohne Haare nicht. Jule hatte die größten Chancen bei Malte, weil sie am besten von uns sagen konnte, was sie wollte oder es sich einfach nahm. Malte stand auf uns alle, sagte er, aber das konnte gar nicht sein und ich glaube nicht, dass eine von uns das glaubte. Wir waren ja nicht blöd. Toll an Malte war, dass er sich was traute. Letztens kam er mit Lippenstift an. Wow. Das stand ihm sogar. Super war auch, dass er meistens sturmfrei zuhause hatte. Bei mir daheim könnten wir uns niemals zu siebt treffen, uns nackig machen schon gar nicht und einfach so in mein Bett legen, vorher süßen Wein und Pfeffi trinken.
Malte hatte sich eine Tüte gebaut, die lag unter seinem Bett. Er tastete nach ihr und zündete sie an. Jule schrie gleich, ich will auch, ich will auch, voll übertrieben. Dabei war doch klar, dass Malte die Tüte rumreichte, muss sie sich nicht so aufspielen. Suse und Anna zogen auch. Ich hatte es einmal probiert, das war schon länger her, und mir war hundeelend geworden. Ich konnte nicht mehr aufstehen, wäre sofort umgekippt, hätte ich das nur gewagt. Speiübel war mir, das war krass. Ich rührte das Zeug nicht mehr an, konnte mir einer erzählen, was er wollte. Das konnte noch so heavy sein, ohne mich. Ich brauchte das nicht. Lily war auch dabei. Man konnte sich dabei so schöne Sachen ausdenken, fand sie. Sie sagte zu Jule, sie könne Vicky direkt überspringen und an sie weiterreichen. Vicky musste sonst immer gleich heim, wenn Malte den Joint rumgab. Ich glaube sie hat Angst, dass sie dran ziehen muss und das nicht kann und dann muss sie husten und das ist ihr peinlich. Vicky halt. Zum Glück war Lily so gierig. Ich war froh, dass ich außen lag, so hatte ich wenigstens hinter mir Platz, auch wenn da kein Platz mehr war. Außerdem guckte ich Anna gerne an, wenn auch nur von hinten. Malte wollte ein paar Fotos von uns allen machen und später alles abmalen auf Leinwand mit Öl und so, wie wir da in seinem Bett lagen. Wir sollten uns alle gegenseitig berühren. Anna hatte ganz weiche Haut. Das fühlte sich total schön an. Und noch schöner fand ich, dass Anna ihre Hand nicht nach vorne zu Suse ausstreckte, das wäre ja naheliegend gewesen, sondern nach hinten zu mir griff. Und ich hatte meine andere Hand, die Malte auf dem Foto gar nicht sehen würde, unter Annas Taille geschoben und mit meinen Fingerspitzen ihren Bauch gestreichelt. Anna war erst ein bisschen zusammengezuckt und dann sagte sie ganz leise: Schööön.

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